Erste Bioland-zertifizierte Alpenvereinshütte - Bio auf höchstem Niveau
„Wir leben auch hier oben einfach unsere Lebenseinstellung“ erklärt Julia Kiechle. Sie und ihr Partner Andy Kiechle pachten seit 2020 die Reintalangerhütte, acht Mitarbeiter:innen unterstützen sie.
Die junge Pächterin hat zuvor 15 Jahre in der Bio-Branche gearbeitet, der Lebensstil des Paares ist nachhaltig und das wollen beide ihren Gästen näherbringen. „Wir leben hier ein halbes Jahr und essen das gleiche wie die Gäste, wir wollten da nicht zweigleisig fahren“, so Julia Kiechle.
Hüttenküche auf Bio
Eine Küche für Gäste auf Bio umzustellen, stellte sie vor Herausforderungen. Die Lage der Reintalangerhütte erhöht den Schwierigkeitsgrad. Wobei nicht die Höhe von 1.366 m, sondern die Abgeschiedenheit der Hütte das Problem ist. Sie liegt in einem Naturschutzgebiet und deshalb darf sie nur an vier Tagen pro Saison mit dem Hubschrauber angeflogen werden. Im Juni ist es komplett verboten wegen der Adlerbrutzeit. An den erlaubten Flugtagen befindet sich auf halber Strecke Garmisch-Partenkirchen ein Umschlagplatz, bis dahin können ausgewählte Lieferanten mit Genehmigung fahren. Sie müssen alle genau an dem Tag und pünktlich zur vereinbarten Zeit da sein. Der Hubschrauber braucht Sicht, wenn das Wetter nicht mitspielt, dann müssen sie alle wieder einpacken und am nächsten Tag wiederkommen. Mit dieser Herausforderung Partner zu finden, war nicht einfach. Der Großhändler Ökoring wagte das Abenteuer und antwortete: „Ja, gut, wir haben keine Erfahrung, aber wir probieren das aus.“ Bei der ersten Lieferung ist der Lkw-Fahrer in einer der Forststraßen falsch abgebogen und hängengeblieben, es ging nicht mehr vor noch zurück und ein großer Feuerwehreinsatz war die Folge. Die Strecke wurde dann einmal gemeinsam befahren, seither gab es keinen Zwischenfall mehr.
Dieses Jahr wurde die Reintalangerhütte Gold-Partner von Bioland. Es gibt eine kleine Speisekarte. Die Lieferungen erlauben nicht täglich Frisches und das Lager bietet Platz für nur maximal zehn Gerichte. Überwiegend vegane und vegetarische Speisen gibt es in der Reintalangerhütte, darunter traditionelles Hüttenessen wie selbstgemachte Käsespätzle oder Maultaschen und Kichererbsen-Dal. Brot und Kuchen backen sie selbst. Der eigene Anbau oder Hühnerhaltung funktioniert wegen der Höhe und Gästezahlen nicht. In der Hauptsaison mit bis zu 100 Gästen pro Tag brauchen sie in der Woche 300 Eier. Die Preise haben sie nicht stark angehoben, sie sind vergleichbar mit jenen im Tal.
Aktiv für die Umwelt
Die Reintalangerhütte hat eine eigene Kläranlage und ein eigenes Wasserkraftwerk, die Partnach gibt ihnen Strom. Das Paar bestellt nur Großgebinde, denn Müllvermeidung ist ein großes Thema. Alles muss mit dem Helikopter hoch wie hinunter gebracht werden. Die CO2-Bilanz ist trotz Hubschrauber gut, denn durch die Bündelung der Fahrten und dem Einsatz weniger Fahrzeuge werden Emissionen gespart. Regionale Produkte und wenig Fleisch senken die CO2-Bilanz zusätzlich. Ihr durchdachtes Konzept stößt auf Interesse, die ersten umstellungsinteressierten Hüttenbetreiber haben bereits angefragt, ob sie beraten werden können.
Weitere Informationen sowie alle Ausstattungsmerkmale findet ihr hier.